SCHOELL IST EIN GESTALTER.
wesentlicher antrieb seiner
gestalterischen Arbeit
ist seine Praxis als
*Schoell lebt und arbeitet in Nürnberg, hat an der Technischen Hochschule
der Stadt Architektur und Philosophie studiert.
Er ist Mitbegründer
UND LEHRBEAUFTRAGTER
* an der Technischen Hochschule Nürnberg
IM BEREICH
DARSTELLEN UND GESTALTEN.
SCHOELLS BILDHAUERISCHE
und skulpturale
gründen in Architek-
tonischen Verfahren,
*die eine Dekonstruktion zum Ziel haben.
LAB
STEALTH / 2020
Schoells architektonische Skulpturen erinnern an
die Ästhetik von Stealth-Flugzeugen. Sie bestehen jedoch
nicht aus leichtem Stahlblech, sondern schwerem Beton.
Für den Abguss ihrer doppelt gekrümmten Flächen
werden komplexe Schalungen gebaut.
Die Objekte geben dem Traum vom Fliegen als Ursehnsucht
des Menschen eine fragmenthafte Gestalt.
DE/EN
STEALTH / 2020
Schoell's architectural sculptures echo the aesthetics of
stealth aircraft. Surprisingly, they are made of heavy concrete
instead of lightweight sheet metal.
Complex formwork was built to create the doubly curved
concrete surfaces. They give humankind's ancient dream of
flying a fragmentary form.
DE/EN
PEARLS / 2024
ROTOR / 2020
Wie sieht ein Monument für das Ephemere aus, ein Moment
aerodynamischer Schwerelosigkeit, in Stein gegossen?
Dominik Schoells "Rotor" beantwortet diese Frage mit einem vertikalen
Flügelartefakt aus Beton, für die Betrachter in einem Zustand
paradoxer Stasis festgehalten. Das Vergängliche eines hypothetischen
Augenblicks im Flug wird somit zu einer haptischen Präsenz.
Himmelwärts strebend, durch eine stählerne Platte gleichermassen
durchtrennt und gehalten, ertrotzt sich das präzise geformte Betonelement
seine Präsenz in unserer Welt.
DE/EN
ROTOR / 2020
What does a monument for ephemereality look like?
A moment of aerodynamic levitation, cast in stone?
Dominik Schoell's "Rotor" answers this question in the form of
a vertical wing-like artifact made of concrete, captured in a state
of paradoxical stasis. The ephemereality of a hypothetical
instant of flight, thus, becomes a tangible presence.
Reaching for the skies, both severed and held in place by a
steel base plate, this precisely formed concrete element
establishes a foothold in our world.
DE/EN
FOLDED / 2021
Wenn Schoells Betonobjekte aus aerodynamischen Träumen manifestierten
Fundstücken gleichen, so haben sie das Potential, Luft und Erde gleichermassen
zu durchqueren. Offenbar wird dies bei den Objekten der "Folded"-Serie.
Gefaltet, gekerbt, gewölbt schieben sie sich in die Erde hinein und wachsen gleicher-
massen aus der Erde empor und durchstossen so die Oberfläche der Wahrnehmung.
Wie miniaturisierte tektonische Platten oder Ergebnisse von Faltungsprozessen
werden diese Findlinge von der Erde aufgenommen und geborgen.
Sie ähneln Stelen, die den Zutritt in eine Welt unterhalb der Welt erlauben,
verweigern sich jedoch durch ihren technischen Charakter und ihre stilisierte,
ästhetische Materialität aus Beton einer allzumystischen Deutung.
DE/EN
FOLDED / 2021
Schoell's concrete objects resemble lost and found fragments descending
from aerodynamic dreams. They have the potential to traverse the sky and the earth
on equal terms. The objects of the "folded" series materialize this potential.
Creased, indented, cambered, they slide into the earth and, at the same time, emerge
from the depths underneath. By doing so, they penetrate the surface of
our perception. Reminiscent of miniature tectonic plates, the objects thrust
into the earth while being sheltered by it at the same time. Resembling stelae,
the objects are gatekeepers of a world underneath the world.
At the same time, they dismiss all too mystical interpretations, due to their technical
character, stylized aesthetics and the concrete they are comprised of.
DE/EN
WING / 2021
Die aerodynamischen Objekte erinnern an versteinerte Flügel
oder Segel. Als Verkörperungen traumhafter Visionen
des Fliegens greifen sie auf paradoxe Weise in die Realität ein.
Ihre haptische Dimension ist geprägt durch ihre
architektonische Umsetzung. Erfahrbar wird dies anhand der
handwerklichen Spuren ihrer Herstellung.
DE/EN
WING / 2021
The aerodynamic objects are reminiscent of petrified wings or sails.
As manifestations of dreamlike visions of flying, they intrude
into reality in a paradoxical way.
Their haptic dimension is characterized by their architectural
craftsmanship, made apparent by manufacturing traces
along their surface.
DE/EN
HIGH RETRIEVABILITY / 2020
Schoells Arbeitsweise ist durch die handwerkliche und
ingenieurtechnische Sondierung kreativer Praktikabilität gekennzeichnet.
Hierbei entwickelte Techniken werden zur Umsetzung neuer
Projekte genutzt. Dies spiegelt sich auch in der räumlichen Organisation
der Werkzeuge wider, die Schoell gestalterisch fixiert.
DE/EN
HIGH RETRIEVABILITY / 2020
Schoell's working method is defined by exploring the craftsmanship-
and engineering-related dimensions of creative practicability.
Newly developed techniques find use within the realization of new projects.
The way Schoell organizes his tools, arranged in time and space
through design, is an outcome of these endeavors.
DE/EN
S.O.D. / 2024
Peras Argentinas / 2017
Schoells Methoden umfassen die Formsuche, das Erproben und Korrigieren,
die Bestandsaufnahme und die iterative Verbesserung bei der Herstellung
autonomer Objekte. Sie drücken dabei einen architektonischen
Ordnungssinn aus, der durch handwerkliche Umsetzung vorgefundene
und verfügbare Materialien strukturiert.
DE/EN
Peras Argentinas / 2017
Schoell's methods comprise form finding, testing and correcting,
taking stock and iteratively improving his autonomous
objects while creating them.
They express an architectural sense of order that serves to structure
found and available materials by employing craftsmanship.
DE/EN
SPACE
KAFFEE UTOPIUM / 2022
Kaffee Utopium fokussiert ein architektonisches Statement, das dem Zeremoniell des
Kaffeetrinkens gewidmet ist. Das gestaltete Objekt selbst, das Kaffee-Utopium – soll dabei
in einem definierten Umfang begehbar und benutzbar sein. Es umgrenzt in baulicher Weise
die verschiedenen Komponenten des Kaffeetrinkens, inszeniert sie und trifft damit
eine Aussage zu dem "Everyday Urban Life" der Gegenwart. Es bildet einen quasi-geschlossenen
Kreislauf aller Aktionen, Artefakte und Akteure, die erforderlich sind, um gemütlich eine gute
Tasse Kaffee zu trinken und dabei dem geschäftigen Treiben des Stadtlebens zuzusehen.
Der architektonische Ausstellungsvorschlag ist mehr als eine
(post-)moderne Maschine zum Kaffeetrinken.
DE/EN
IN TRANSITION / 2022
Die begehbare Betonskulptur „in transition“ definiert einen Ort an dem die Verbindung von
Mensch und Skulptur zu einem Rahmen spielerischer Interaktion und Selbstinszenierung,
aber auch zeitlicher Orientierung werden kann.
Beim Durchschreiten der Skulptur wird die Vergangenheit zurückgelassen und die skulpturale,
physische Gegenwart für einen Moment betreten. Die Zukunft liegt auf der anderen Seite. In dieser
Kontaktaufnahme werden die klaren, harten Kanten und komplexen sanften Oberflächen spürbar.
Wir überqueren täglich Schwellen, betreten neue Bereiche und erweitern unseren Wirkungsraum
gedanklich und physisch - meist ohne dem Moment des Übergangs Beachtung zu schenken,
ihn zu zelebrieren oder in ihm zu Verweilen.
In der Hornschuchpromenade in Fürth entfaltet „in transition“ historische Bezüge.
Einstmals fuhr hier die erste Eisenbahn Deutschlands - die Ludwigseisenbahn - und stellte somit
ein Tor zu einer neuen Zeit da. Schoell reflektiert diesen zeitlichen Wandel und erlaubt eine
aktuelle und interaktive Auseinandersetzung.
DE/EN
IN TRANSITION / 2022
The walk-through concrete sculpture „in transition“ defines a place, where the connection
of human and sculpture can be a setting of playful interaction and self-presentation,
but also of orientation in time.
By passing through, the sculpture remains in the past as the sculptural physical presence
becomes tangible. The future lies ahead. The strong edges and complex but smooth surfaces
can be sensed in this approach.
It is very common in urban live to cross boundaries, to enter new and unknown areas,
to extend our physical and mental sphere of influence - mostly without noticing, celebrating
this transition or even remaining in it.
At Hornschuchpromenade Fürth, „in transition“ unfolds historical references.
In the early 19th century, the first german train „Ludwigseisenbahn“ had been passing by
this place - and has embodied a gate to a new era. Schoell reflects this temporal change
and offers a current and interactive perspective.
DE/EN
#Pinkvoid / 2021
#Pinkvoid ist eine stadträumliche Installation, die den nordwestlichen Graben
der Kaiserburg der Stadt Nürnberg um- und überspannt.
Die interdisziplinäre Kooperation zwischen Dominik Schoell und den Architekten
von superfuturecollective entstand im Rahmen des Kunst-Parcours des Projektbüros
der Stadt Nürnberg im Jahr 2021. Sie bietet als begehbare Plastik im sozialen Raum
einen neuen und dabei partizipativen Blick auf die Stadt.
Nürnberg ist durch einen historischen und baulichen Dualismus zwischen Burg
und Stadt gekennzeichnet. Die historische Stadtmauer umfasst beide,
dennoch bleiben die ehemals feudalen und bürgerlichen Teile des Stadtraums
architektonisch klar erkennbar von einander getrennt. #Pinkvoid löst diese Trennung
auf und markiert sie in neuem Gewand und in einer physischen Form,
die der Stadtgesellschaft offen steht und sich berühren und begehen lässt.
Die rosafarbenen Stoffbahnen sind daher mehr als Dekoration.
Als stadträumliche Markierung stellt #Pinkvoid sowohl einen imaginären als auch realen,
betretbaren Handlungsraum für Betrachter und Besucher dar. Die Installation wirkt,
als wäre ein Teil des Stadtraums herausgeschnitten und in neuer Form wieder eingesetzt
worden, wodurch ein altbekannter Teil Nürnbergs eine radikal neue Qualität erhält.
Insbesondere bietet sie einen spielerischen Umgang mit den verbindenden und ab-
grenzenden Grundeigenschaften der Stadt, ihren Bauten und Plätzen, ihren Mauern und Passagen.
Textil und Farbe bilden dabei nicht nur Kontraste zum Bestand, sondern stellen eine
gewobene Querung dar. Wie der Begriff des "Stadtgewebes" andeutet,
wird hier eine alte Trennung oder Falte über eine neue Schnitt-Stelle zusammengenäht,
wie bei einer Paspelierung. Die Trennung von Burg und Stadt durch den Burggraben wird dabei
gestalterisch aufgehoben. Das selbstverständliche dieser Handlung bietet den Besuchern
die Möglichkeit, "etwas mitzunehmen" – durch die Aneignung des neuen Eingriffs in
das Stadtgewebe. Die begehbare Abstraktion, die #Pinkvoid bereitstellt,
trägt so zu einer demokratischen Aktivierung der Stadt bei.
DE/EN
#Pinkvoid / 2021
#Pinkvoid is an installation on the scale of urban space that covers and spans part
of the northwestern moat of the historic Imperial Castle of Nuremberg.
The interdisciplinary cooperation between Dominik Schoell and the architects
of superfuturecollective was developed for the "Kunst-Parcours" public art event of
the city of Nuremberg in 2021. As a walkable sculpture in public space, it offers
a new and participatory view of the city.
Nuremberg is characterized by a spatial dualism between the castle and the old town.
While the historic ramparts enclose both, the former feudal structures and the civic parts
of the urban space remain clearly distinguishable.
#Pinkvoid softens this separation and rephrases it in a new style and form
that is open to appropriation for observers and visitors who can walk along it and touch it.
The pink textile cover, thus, becomes more than decoration.
By proposing a new form of demarcating urban space, #Pinkvoid constitutes an imaginary,
yet also very real stage for interaction. The installation seems as if part of the urban fabric
had been cut out and a new texture had been weaved in – providing a well-known
part of Nuremberg with a radically new quality.
Most of all, it offers a playful way of contemplating the basic tenets of a city, its buildings
and plazas, its fortifications and passageways – to insulate, yet also to connect.
Textile and color establish a contrast to the existing context, yet also constitute
a woven junction. An old separation is reconnected in a manner similar to forms of piping
common in sewing. The split between castle and city is equalized by design.
This act appears self-evident and, therefore, offers visitors the opportunity to make
part of the city their own, by appropriating this new intervention in the urban fabric.
By its very presence, the walkable abstraction of #Pinkvoid contributes
to democratically activating the city.
DE/EN
URBANISM
Die urbanistischen Formen, die Schoell aus Beton entwickelt, wirken wie stoffliche Mitbringsel
aus Träumen über eine mögliche Stadt von morgen. Das Entwerfen von städtischen Bauten
und Quartieren ist eine Kernaufgabe der Architektur.
Diese Entwürfe in skulpturale Objekte zu verwandeln, ist eine künstlerischer Handlung.
Den realen Maßstab der Stadt auf eine neue Ebene der Betrachtung zu übertragen,
ist im Fall der urbanistischen Formen ein Akt der Miniaturisierung. Wie alle Miniaturisierungen,
suggerieren sie einen spielzeughaften Charakter.
Durch ihre rohe Materialität, in Beton gegossen, entziehen sie sich diesem Eindruck.
Sie eignen sich dabei Autonomie an und werden so zu entrückten Beobachtungsgegenständen,
die zur Betrachtung einladen.
DE/EN
URBANISM
The "urbanisms" that Schoell casts in concrete are material reminders of dreams
of possible cities of tomorrow.
The design of urban buildings and complexes is a core task of the architectural profession.
Transforming related designs into objects with sculptural appeal is within the purview of art.
In the case of Schoell's urbanisms, translating them from the scale of the city
to a new level of perception is an act of miniaturization. As all miniatures do, they resemble toys.
Yet, the objects dismiss this interpretation based on their raw material character, cast in concrete.
They acquire a degree of autonomy that transforms them into remote items of inquiry,
inviting observers to contemplate.
DE/EN
PERSON
Dominik Schoell ist ein Gestalter.
Wesentlicher Antrieb seiner gestalterischen
Arbeit ist seine Praxis als Architekt.
Schoell lebt und arbeitet in Nürnberg,
hat an der Technischen Hochschule der Stadt
Architektur und Philosophie studiert.
Er ist Mitbegründer des Büros IS Architektur
(mit Manuela Irlwek) und Lehrbeauftragter
an der Technischen Hochschule Nürnberg
im Bereich Darstellen und Gestalten.
Sein gestalterischer Blick spannt ein
Panorama auf: Ausgehend von seiner architek-
tonischen Kernkompetenz arbeitet der
bekennende Musikliebhaber und Spezialist für
Soul der 60er-70er Jahre als Steinbildhauer.
Dabei befasst er sich mit Fragen nach der
Verwendung verfügbarer Ressourcen zur
Schaffung eines autonomen ästhetischen Werks,
das in die Umwelt eingreift und dabei eine
neue Umwelt hervorbringt.
WERK
Schoells bildhauerische und skulpturale
Arbeit umfasst verschiedene Kategorien von
Objekten, die stets die Auseinandersetzung
mit den technischen Mitteln
ihrer Herstellung widerspiegeln.
Zu diesen Objekten gehören aerodynamische
Flügel aus Beton, deren Vorstufe komplexe
Schalungsformen eigenständiger
räumlicher Intensität sind, oder Betonsegel, die
kosmischen Fundstücken gleich zum Gegenstand
irdischer Verformungsprozesse werden.
Die physische, haptische Dimension dieser
Arbeiten bezieht sich unmittelbar auf
eine durchaus architektonische Sicht auf ihre
handwerkliche Umsetzung.
Sie wirken dabei in besonderer Weise wie der
Eingriff einer traumhaften Vision in die Realität.
Der gestaltgewordene Traum, den Schoells
Arbeiten repräsentieren, trägt zur Schaffung
einer neuen Wirklichkeit bei.
IMPRINT
Dominik Schoell
Architekt, Steinbildhauer, DJ
Am Stadtpark 59
90409 Nürnberg
mail@dominikschoell.net
+49 174 6513012
Texte:
Dr. Mark Kammerbauer. Autor.
nexialist.com
Design & Web Development:
INFO/RMAL Julian Mack
www.julianmack.info/rmal
Fotografie:
Katharina Liebl
www.katharinaliebl.info
Haftungsausschluss:
hier einsehen ->
SCHOELL
IST EIN GESTALTER.
WESENTLICHER ANTRIEB
SEINER GESTALTERISCHEN
ARBEIT IST SEINE
PRAXIS ALS
*Schoell lebt und arbeitet in Nürnberg, hat an der Technischen Hochschule der Stadt Architektur und Philosophie studiert.
ER IST MITBEGRÜNDER
DES BÜROS
IS
*(mit Manuela Irlwek)
UND LEHRBEAUFTRAGTER
*an der TH Nürnberg
IM BEREICH DAR-
STELLEN UND GESTALTEN.
SCHOELLS BILD-
HAUERISCHE UND
SKULPTURALE
GRÜNDEN IN ARCHITEK-
TONISCHEN VERFAHREN,
*die eine Dekonstruktion zum Ziel haben.
LAB
STEALTH / 2020
Schoells architektonische Skulpturen erinnern an
die Ästhetik von Stealth-Flugzeugen. Sie bestehen jedoch
nicht aus leichtem Stahlblech, sondern schwerem Beton.
Für den Abguss ihrer doppelt gekrümmten Flächen
werden komplexe Schalungen gebaut.
Die Objekte geben dem Traum vom Fliegen als Ursehnsucht
des Menschen eine fragmenthafte Gestalt.
DE/EN
Schoell's architectural sculptures echo the aesthetics of
stealth aircraft. Surprisingly, they are made of heavy concrete
instead of lightweight sheet metal.
Complex formwork was built to create the doubly curved
concrete surfaces. They give humankind's ancient dream of
flying a fragmentary form.
DE/EN
PEARLS / 2024
Rotor / 2020
Wie sieht ein Monument für das Ephemere aus, ein Moment
aerodynamischer Schwerelosigkeit, in Stein gegossen? Dominik
Schoells "Rotor" beantwortet diese Frage mit einem vertikalen
Flügelartefakt aus Beton, für die Betrachter in einem Zustand
paradoxer Stasis festgehalten. Das Vergängliche eines hypo-
thetischen Augenblicks im Flug wird somit zu einer haptischen
Präsenz. Himmelwärts strebend, durch eine stählerne Platte
gleichermassen durchtrennt und gehalten, ertrotzt sich das
präzise geformte Betonelement seine Präsenz in unserer Welt.
DE/EN
What does a monument for ephemereality look like?
A moment of aerodynamic levitation, cast in stone?
Dominik Schoell's "Rotor" answers this question in the form of a
vertical wing-like artifact made of concrete, captured in a state
of paradoxical stasis. The ephemereality of a hypothetical
instant of flight, thus, becomes a tangible presence.
Reaching for the skies, both severed and held in place
by a steel base plate, this precisely formed concrete element
establishes a foothold in our world.
DE/EN
Folded / 2020
Wenn Schoells Betonobjekte aus aerodynamischen Träumen
manifestierten Fundstücken gleichen, so haben sie das Potential,
Luft und Erde gleichermassen zu durchqueren. Offenbar wird
dies bei den Objekten der "Folded"-Serie. Gefaltet, gekerbt,
gewölbt schieben sie sich in die Erde hinein und wachsen
gleichermassen aus der Erde empor und durchstossen so die
Oberfläche der Wahrnehmung. Wie miniaturisierte tektonische
Platten oder Ergebnisse von Faltungsprozessen werden diese
Findlinge von der Erde aufgenommen und geborgen. Sie ähneln
Stelen, die den Zutritt in eine Welt unterhalb der Welt erlauben,
verweigern sich jedoch durch ihren technischen Charakter und
ihre stilisierte, ästhetische Materialität aus Beton
einer allzumystischen Deutung.
DE/EN
Schoell's concrete objects resemble lost and found fragments
descending from aerodynamic dreams. They have the potential
to traverse the sky and the earth on equal terms.
The objects of the "folded" series materialize this potential.
Creased, indented, cambered, they slide into the earth and, at the
same time, emerge from the depths underneath. By doing so,
they penetrate the surface of our perception. Reminiscent of
miniature tectonic plates, the objects thrust into the earth while
being sheltered by it at the same time. Resembling stelae,
the objects are gatekeepers of a world underneath the world.
At the same time, they dismiss all too mystical interpretations,
due to their technical character, stylized aesthetics and
the concrete they are comprised of.
DE/EN
WING / 2021
Die aerodynamischen Objekte erinnern an versteinerte Flügel
oder Segel. Als Verkörperungen traumhafter Visionen
des Fliegens greifen sie auf paradoxe Weise in die Realität ein.
Ihre haptische Dimension ist geprägt durch ihre
architektonische Umsetzung. Erfahrbar wird dies anhand der
handwerklichen Spuren ihrer Herstellung.
DE/EN
The aerodynamic objects are reminiscent of petrified wings
or sails. As manifestations of dreamlike visions of flying,
they intrude into reality in a paradoxical way.
Their haptic dimension is characterized by their architectural
craftsmanship, made apparent by manufacturing
traces along their surface.
DE/EN
HIGH RETRIEVABILITY / 2020
Schoells Arbeitsweise ist durch die handwerkliche
und ingenieurtechnische Sondierung kreativer Praktikabilität
gekennzeichnet. Hierbei entwickelte Techniken werden
zur Umsetzung neuer Projekte genutzt.
Dies spiegelt sich auch in der räumlichen Organisation
der Werkzeuge wider, die Schoell gestalterisch fixiert.
DE/EN
Schoell's working method is defined by exploring the
craftsmanship- and engineering-related dimensions
of creative practicability. Newly developed techniques find
use within the realization of new projects.
The way Schoell organizes his tools, arranged in time and space
through design, is an outcome of these endeavors.
DE/EN
S.O.D. / 2024
PERAS ARGENTINAS / 2019
Schoells Methoden umfassen die Formsuche, das Erproben
und Korrigieren, die Bestandsaufnahme und die iterative
Verbesserung bei der Herstellung autonomer Objekte.
Sie drücken dabei einen architektonischen Ordnungssinn aus,
der durch handwerkliche Umsetzung vorgefundene
und verfügbare Materialien strukturiert.
DE/EN
Schoell's methods comprise form finding, testing and
correcting, taking stock and iteratively improving
his autonomous objects while creating them.
They express an architectural sense of order that serves
to structure found and available materials
by employing craftsmanship.
DE/EN
SPACE
KAFFEE UTOPIUM / 2022
Die begehbare Betonskulptur „in transition“ definiert einen Ort,
an dem die Verbindung von Mensch und Skulptur zu einem
Rahmen spielerischer Interaktion und Selbstinszenierung,
aber auch zeitlicher Orientierung werden kann.
Beim Durchschreiten der Skulptur wird die Vergangenheit
zurückgelassen und die skulpturale, physische Gegenwart für
einen Moment betreten. Die Zukunft liegt auf der anderen Seite.
In dieser Kontaktaufnahme werden die klaren, harten Kanten
und komplexen sanften Oberflächen spürbar.
Wir überqueren täglich Schwellen, betreten neue Bereiche und
erweitern unseren Wirkungsraum gedanklich und physisch -
meist ohne dem Moment des Übergangs Beachtung zu schenken,
ihn zu zelebrieren oder in ihm zu Verweilen.
In der Hornschuchpromenade in Fürth entfaltet „in transition“
historische Bezüge. Einstmals fuhr hier die erste Eisenbahn
Deutschlands - die Ludwigseisenbahn - und stellte somit ein Tor
zu einer neuen Zeit da. Schoell reflektiert diesen zeitlichen
Wandel und erlaubt eine aktuelle und interaktive Perspektive.
DE/EN
IN TRANSITION / 2022
Die begehbare Betonskulptur „in transition“ definiert einen Ort,
an dem die Verbindung von Mensch und Skulptur zu einem
Rahmen spielerischer Interaktion und Selbstinszenierung,
aber auch zeitlicher Orientierung werden kann.
Beim Durchschreiten der Skulptur wird die Vergangenheit
zurückgelassen und die skulpturale, physische Gegenwart für
einen Moment betreten. Die Zukunft liegt auf der anderen Seite.
In dieser Kontaktaufnahme werden die klaren, harten Kanten
und komplexen sanften Oberflächen spürbar.
Wir überqueren täglich Schwellen, betreten neue Bereiche und
erweitern unseren Wirkungsraum gedanklich und physisch -
meist ohne dem Moment des Übergangs Beachtung zu schenken,
ihn zu zelebrieren oder in ihm zu Verweilen.
In der Hornschuchpromenade in Fürth entfaltet „in transition“
historische Bezüge. Einstmals fuhr hier die erste Eisenbahn
Deutschlands - die Ludwigseisenbahn - und stellte somit ein Tor
zu einer neuen Zeit da. Schoell reflektiert diesen zeitlichen
Wandel und erlaubt eine aktuelle und interaktive Perspektive.
DE/EN
The walk-through concrete sculpture „in transition“ defines
a place, where the connection of human and sculpture can be
a setting of playful interaction and self-presentation,
but also of orientation in time.
By passing through the object, the past remains as the sculptural
physical presence becomes tangible. The future lies ahead.
The strong edges and complex but smooth surfaces can be
sensed in this approach.
It is very common in urban live to cross boundaries,
to enter new and unknown areas, to extend our physical and
mental sphere of influence - mostly without nothing,
celebrating this transition or even remaining in it.
At Hornschuchpromenade Fürth, „in transition“ unfolds historical
references. In the early 19th century, the first german train
„Ludwigseisenbahn“ had been passing by this place - and has
embodied a gate to a new era.
Schoell reflects this temporal change and offers a current
and interactive perspective.
DE/EN
#pinkvoid / 2021
#Pinkvoid ist eine stadträumliche Installation, die den
nordwestlichen Graben der Kaiserburg der Stadt Nürnberg
um- und überspannt. Die interdisziplinäre Kooperation
zwischen Dominik Schoell und den Architekten von
superfuturecollective entstand im Rahmen des Kunst-Parcours
des Projektbüros der Stadt Nürnberg im Jahr 2021.
Sie bietet als begehbare Plastik im sozialen Raum einen neuen
und dabei partizipativen Blick auf die Stadt.Nürnberg ist durch
einen historischen und baulichen Dualismus zwischen Burg
und Stadt gekennzeichnet.
Die historische Stadtmauer umfasst beide, dennoch bleiben die
ehemals feudalen und bürgerlichen Teile des Stadtraums
architektonisch klar erkennbar von einander getrennt.
#Pinkvoid löst diese Trennung auf und markiert sie in neuem
Gewand und in einer physischen Form, die der Stadtgesellschaft
offen steht und sich berühren und begehen lässt.
Die rosafarbenen Stoffbahnen sind daher mehr als Dekoration.
Als stadträumliche Markierung stellt #Pinkvoid sowohl einen
imaginären als auch realen, betretbaren Handlungsraum
für Betrachter und Besucher dar. Die Installation wirkt, als wäre
ein Teil des Stadtraums herausgeschnitten und in neuer Form
wieder eingesetzt worden, wodurch ein altbekannter Teil
Nürnbergs eine radikal neue Qualität erhält.
Insbesondere bietet sie einen spielerischen Umgang mit den
verbindenden und abgrenzenden Grundeigenschaften der Stadt,
ihren Bauten und Plätzen, ihren Mauern und Passagen.
Textil und Farbe bilden dabei nicht nur Kontraste zum Bestand,
sondern stellen eine gewobene Querung dar. Wie der Begriff des
"Stadtgewebes" andeutet, wird hier eine alte Trennung
oder Falte über eine neue Schnitt-Stelle zusammengenäht,
wie bei einer Paspelierung. Die Trennung von Burg und Stadt durch
den Burggraben wird dabei gestalterisch aufgehoben.
Das selbstverständliche dieser Handlung bietet den Besuchern
die Möglichkeit, "etwas mitzunehmen" – durch die Aneignung
des neuen Eingriffs in das Stadtgewebe.
Die begehbare Abstraktion, die #Pinkvoid bereitstellt, trägt so
zu einer demokratischen Aktivierung der Stadt bei.
DE/EN
#Pinkvoid is an installation on the scale of urban space that
covers and spans part of the northwestern moat of the historic
Imperial Castle of Nuremberg. The interdisciplinary
cooperation between Dominik Schoell and the architects of
superfuturecollective was developed for the "Kunst-Parcours"
public art event of the city of Nuremberg in 2021.
As a walkable sculpture in public space, it offers a new and
participatory view of the city.
Nuremberg is characterized by a spatial dualism between the
castle and the old town. While the historic ramparts enclose both,
the former feudal structures and the civic parts of the urban
space remain clearly distinguishable.
#Pinkvoid softens this separation and rephrases it in a new style
and form that is open to appropriation for observers and visitors
who can walk along it and touch it.
The pink textile cover, thus, becomes more than decoration.
By proposing a new form of demarcating urban space,
#Pinkvoid constitutes an imaginary, yet also very real stage
for interaction. The installation seems as if part of the urban
fabric had been cut out and a new texture had been weaved in
– providing a well-known part of Nuremberg with a radically
new quality. Most of all, it offers a playful way of contemplating
the basic tenets of a city, its buildings and plazas,
its fortifications and passageways – to insulate, yet also to connect.
Textile and color establish a contrast to the existing context,
yet also constitute a woven junction. An old separation is re-
connected in a manner similar to forms of piping common in sewing.
The split between castle and city is equalized by design.
This act appears self-evident and, therefore, offers visitors
the opportunity to make part of the city their own, by appropriating
this new intervention in the urban fabric. By its very presence,
the walkable abstraction of #Pinkvoid contributes to
democratically activating the city.
DE/EN
URBANISM
Die urbanistischen Formen, die Schoell aus Beton entwickelt,
wirken wie stoffliche Mitbringsel aus Träumen über
eine mögliche Stadt von morgen. Das Entwerfen von städtischen
Bauten und Quartieren ist eine Kernaufgabe der Architektur.
Diese Entwürfe in skulpturale Objekte zu verwandeln,
ist eine künstlerischer Handlung. Den realen Maßstab der Stadt
auf eine neue Ebene der Betrachtung zu übertragen, ist im Fall
der urbanistischen Formen ein Akt der Miniaturisierung.
Wie alle Miniaturisierungen, suggerieren sie einen spielzeug-
haften Charakter. Durch ihre rohe Materialität, in Beton gegossen,
entziehen sie sich diesem Eindruck.
Sie eignen sich dabei Autonomie an und werden so zu entrückten
Beobachtungsgegenständen, die zur Betrachtung einladen.
DE/EN
The "urbanisms" that Schoell casts in concrete are material
reminders of dreams of possible cities of tomorrow.
The design of urban buildings and complexes is a core task
of the architectural profession. Transforming related designs
into objects with sculptural appeal is within the purview of art.
In the case of Schoell's urbanisms, translating them from
the scale of the city to a new level of perception is
an act of miniaturization. As all miniatures do, they resemble toys.
Yet, the objects dismiss this interpretation based on their raw
material character, cast in concrete. They acquire a degree
of autonomy that transforms them into remote items of inquiry,
inviting observers to contemplate.
DE/EN
Schoells bildhauerische und skulpturale Arbeit umfasst
verschiedene Kategorien von Objekten, die stets die
Auseinandersetzung mit den technischen Mitteln ihrer
Herstellung widerspiegeln.
Zu diesen Objekten gehören aerodynamische Flügel aus Beton,
deren Vorstufe komplexe Schalungsformen eigenständiger
räumlicher Intensität sind, oder Betonsegel, die kosmischen
Fundstücken gleich zum Gegenstand irdischer
Verformungsprozesse werden.
Die physische, haptische Dimension dieser Arbeiten bezieht
sich unmittelbar auf eine durchaus architektonische Sicht
auf ihre handwerkliche Umsetzung.
Sie wirken dabei in besonderer Weise wie der Eingriff einer
traumhaften Vision in die Realität. Der gestaltgewordene
Traum, den Schoells Arbeiten repräsentieren,
trägt zur Schaffung einer neuen Wirklichkeit bei.
Dominik Schoell. Architekt, Steinbildhauer, DJ
Am Stadtpark 59, 90409 Nürnberg
mail@dominikschoell.net / +49 174 6513012
Texte: Dr. Mark Kammerbauer. Autor. / nexialist.com
Design & Dev.: Julian Mack / julianmack.info/rmal
Fotografie: Katharina Liebl / katharinaliebl.info
Haftungsausschluss: hier einsehen ->